Außerdem neue Natrium-Ionen-Batterien und Freevoy-Akkus mit zwei Chemien in einem Paket
Kürzlich präsentierte BYD, die Nummer zwei im weltweiten Elektroauto-Batteriemarkt, eine extrem schnell ladende LFP-Batterie. Das wollte CATL als Nummer eins der Branche nicht auf sich sitzen lassen und zeigte nun einen noch schneller ladenden LFP-Akku, der zudem noch eine beeindruckende Reichweite aufweist. Außerdem stellte der chinesische Batterieriese noch neue Natrium-Ionen-Batterien und eine Batterie mit zwei verschiedenen Chemien vor.
Seinen Tech Day am gestrigen Ostermontag (21. April) begann CATL mit der LFP-Batterie. Die neue Batterie bietet eine maximale Ladeleistung von über 1,3 Megawatt und 800 Kilometer Reichweite (wohl nach chinesischer CLTC-Norm, obwohl CATL das nicht explizit dazusagt).
Die maximale Laderate soll bei 12C liegen - das heißt, bei diese Laderate ließe sich eine komplette Batterie in einer Zwölftel-Stunde laden, also in nur fünf Minuten. Mit dieser Batterie soll man in fünf Minuten Strom für über 520 Kilometer nachladen können. Und auch bei Kälte soll die Ladegeschwindigkeit sehr hoch bleiben: Noch bei -10 Grad Celsius soll man sie in 15 Minuten von 5 auf 80 Prozent bringen können.
Bei dem neuen LFP-Akku handelt es sich um eine Weiterentwicklung des vor einem Jahr präsentierten Shenxing-Plus-Akkus. Die erste Shenxing-Batterie wurde allerdings schon 2023 vorgestellt, wie CarNewsChina berichtet. Diese konnte mit 4C geladen werden; in zehn Minuten Ladezeit sollte man die Reichweite um 400 km steigern können.
Unter dem Markennamen Naxtra stellte CATL zudem neue Natrium-Ionen-Batterien vor, die auch bei extremer Kälte gut funktionieren sollen. Dabei geht es zunächst nur um kleine 24-Volt-Starterbatterien für Verbrenner-LKWs; diese sollen schon ab Juni produziert werden.
Ab Dezember folgt dann die Serienproduktion von großen Batterien für Elektroautos und Plug-in-Hybride. Diese Naxtra-Batterien sollen eine Energiedichte von 175 Wattstunden pro Kilogramm erreichen. Außerdem sollen sie bei Elektroautos immerhin 500 Kilometer Reichweite ermöglichen (wohl immer nach CLTC-Norm). Die Batterie bietet zudem das Laden mit 5C und soll 10.000 Ladezyklen überstehen - was bei einer Reichweite von 500 km einer Lebensdauer von fünf Millionen Kilometern entspräche.
Außerdem sollen die Zellen bei Beschädigung sehr sicher sein. CATL zeigte bei der Präsentation, wie eine prismatische Natrium-Ionen-Zelle nacheinander von drei Seiten zusammengedrückt wird, ohne dass sie zu brennen beginnt. Auch das Anbohren und sogar das Teilen mit einer Kreissäge übersteht die Zelle ohne thermisches Durchgehen.
Filmaufnahmen von Tests bei extremer Kälte zeigten, wie die Batterie bei -30 Grad in nur 30 Minuten von 30 auf 80 Prozent aufgeladen wurde und dabei 93 Prozent ihrer Nettokapazität behält. Sogar bei -40 Grad soll sich der Akku noch sehr gut aufladen und entladen lassen.
Als dritte Innovation stellte der chinesische Batteriekonzern seine Freevoy-Batterie vor, die zwei Chemien in einem Batteriepaket vereinigt - diese Idee hatte Nio schon vor vier Jahren als "Hybridbatterie" vorgestellt. Dabei wird zum Beispiel ein Teil der Batterie mit langlebigen LFP-Zellen bestückt, der andere mit NMC-Zellen hoher Energiedichte. Pendler sollen ihren Alltag dann mit LFP-Zellen bestreiten; geht es auf längere Touren, kommt der NMC-Teil als "Range Extender" zum Einsatz.
Die Freevoy Dual Power Battery besteht ebenfalls aus zwei Teilen mit unterschiedlicher Chemie, getrenntem Thermomanagement und zwei Batteriemanagement-Systemen. Mit einer Ladung soll eine Reichweite von über 1.500 Kilometern erzielt werden. CATL verglich die Technologie mit zwei Triebwerken, welche die Sicherheit bei Jets erhöhen.
Die größte Reichweite soll erreicht werden, wenn LFP mit NMC kombiniert wird, oder aber normale NMC-Zellen mit NMC-Zellen, die sogenannte "selbst erzeugte Anoden" statt konventionellen Graphitanoden enthalten. Mit diesen Spezial-Anoden soll die Energiedichte deutlich erhöht werden.
Wenn Sie sich für die Details interessieren: Das obige Video zeigt die Präsentation von CATL. Lassen Sie sich von dem allgemeinen Blabla am Anfang nicht abschrecken. Spulen Sie auf etwa 9 min vor, dann tritt CATL-Technikchef Gao Fang auf und erklärt die Fakten. Das Video ist englisch synchronisiert.
Unter dem Strich
CATL und BYD liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei modernen Elektroauto-Batterien. Die angegebenen Daten entfernen sich immer weiter von dem, was wir von Serienautos auf deutschen Straßen kennen. So soll man bei der Shenxing-Batterie der zweiten Generation von CATL in fünf Minuten Strom für 520 km nachladen können - schneller ist man beim Tanken von Benzin auch nicht.
BYD nennt ebenfalls extrem gute Werte fürs Reichweite-Nachladen. Aber während BYD auf konkrete Modelle aus eigener Produktion verweisen kann, zeigt CATL mangels eigener Fahrzeuge nur getarnte Prototypen. Aber wir wollen die Innovationen von CATL nicht in Frage stellen. Hoffen wir lieber, dass es die Schnellladezukunft auch schnell zu kaufen gibt. Und zwar bitte auch bei uns, nicht nur in China.