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Dolce Vita an warmen Tagen

Lancia Flavia Cabriolet: So fährt sich der Italo-Ami

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Taormina (Italien), 5. Juli 2012 - Mit offenem Dach in der warmen Sonne cruisen, zu viert einen Ausflug zum Strand unternehmen und auf dem Weg dort hin am Straßencafé einen Espresso genießen: So stellen wir uns Dolce Vita - das süße Leben - vor. Zumindest für die ersten beiden Punkte bringt Lancia jetzt mit dem neuen Cabriolet namens Flavia den geeigneten Wagen mit. Ob wir uns dafür erwärmen können, haben wir getestet.

Geschwister: Chrysler 200 und Lancia Flavia
Genau genommen sind sowohl der Name, als auch das Auto vertraut. Lancia hatte bereits von 1960 bis 1970 eine Limousine und ein Coupé namens Flavia im Programm. Das viersitzige Cabrio, das heute den Namen wieder aufleben lässt, wurde gemeinsam mit der US-amerikanischen Lancia-Schwester Chrysler entwickelt und trägt in den USA den Namen 200. Dieser wiederum ist der Nachfolger des auch hierzulande bekannten Chrysler Sebring.

Zwillinge: Chrysler 200 und Lancia Flavia
Optisch sind 200 und Flavia, abgesehen von den verschiedenen Markenlogos gleich. Während Chrysler allerdings die Kunden vor die Wahl zwischen einem Vierzylinder und einem V6, einem Stoff- und einem Stahl-Klappdach stellt, bietet Lancia nur eine einzige Variante an. Als Herz schlägt ein 2,4-Liter-Vierzylinder-Otto mit 170 PS, dessen Kraft eine Sechsgang-Automatik verwaltet. Vor Witterung schützt eine Stoffmütze. Dafür muss man sich aber auch nicht lange mit einer Sonderausstattungsliste beschäftigen: Es gibt keine. Für 36.900 Euro ist der Lancia mit feinen Extras voll gepackt, selbst Ledersitze, Navigationsgerät und Klimaautomatik sind ab Werk dabei.

Blitzender Auftritt
Im Schein der Sonne, die im sizilianischen Taormina bei der Pressevorstellung Lufttemperaturen um die 32 Grad erzeugt, sind wir vom Flavia fast geblendet. Chrom blitzt vom Kühlergrill, von Zierleisten an Front und Heck, den Türgriffen und den Spiegelgehäusen. 18-Zöller verbinden die Karosserie mit dem Asphalt und lassen das immerhin 4,95 Meter lange Cabriolet selbstbewusst auftreten. Vorn sieht der Flavia dank schmaler Scheinwerfer schick aus, die Heckpartie ist unserer Meinung nach ein wenig zu wuchtig geraten.

198 bis 377 Liter Stauraum
Unter der großen Kofferraumklappe, die beim Öffnen etwas mehr Muskelkraft als gewöhnlich erfordert, findet das Textildach ein zeitweiliges Zuhause. Hier hinein faltet sich das Verdeck zu einem Paket, unter dem ein magerer Stauraum von 198 Liter bleibt. Dort lassen sich flache Reisetaschen oder Koffer unterbringen, für einen Wochenendausflug zu zweit reicht es aber allemal. Bei geschlossenem Wagen lässt sich das Gepäckabteil auf 377 Liter vergrößern, indem eine Abdeckung nach oben geklappt wird.

Ordentlich aufgeräumt
Das Cockpit des luftigen Italieners ist übersichtlich gestaltet, in der Mittelkonsole sind die wenigen Schalter und Knöpfe ordentlich aufgeräumt. Das große Display des Navigationssystems findet sich im oberen Bereich der Konsole und ist gut ablesbar. Eine kleine Analoguhr bildet einen Blickfang in der Mitte der Armaturentafel. Vorn ist der Flavia ein wenig eng, so muss man die Hand zwischen Türinnenseite und Sitze zwängen, um die Taste für die elektrische Verstellung zu erreichen. Dafür ist der Gurt in die Lehne integriert. Dies hat beim Angurten weniger Verrenkungen als bei anderen Zweitürern zur Folge. Das Gestühl selbst ist bequem, gibt aber wenig Seitenhalt und auch die Oberschenkelauflage ist etwas kurz geraten. Im Fond sitzen auch zwei Erwachsene nicht wie in einer Sardinenbüchse, da es für die Schultern überraschend viel Platz gibt und die Kopffreiheit selbst bei geschlossenem Dach noch ausreicht. Der Radstand von 2,77 Meter verschafft eine akzeptable Kniefreiheit.

Dach öffnet und schließt nur im Stand
28 Sekunden braucht das Dach nach Tastendruck in der Mittelkonsole oder per Fernbedienung am Schlüssel, um den Himmel über den Fahrgästen erscheinen zu lassen. Wir lassen die Mütze im Heck verschwinden, versenken die Seitenscheiben und klappen das Windschott auf, das wir vorher über den Rücksitzen montiert haben. Bei unserer Tour über Landstraßen und durch Ortschaften sitzen wir in dieser Konstellation an der frischen Luft, empfinden den Zug aber nicht als störend. Auf der Autobahn fahren wir ab etwa 140 km/h die Seitenscheiben hoch, da dann der Wind unangenehm wird. Wir verlassen die Autobahn und fahren rechts ran, um das Dach zu schließen. Das funktioniert leider nur im Stand und verhindert damit, bei beginnendem Regen im Stop-and-go-Verkehr mal fix die Mütze übers Auto zu ziehen. Dafür ist der Flavia mit geschlossenem Verdeck innen angenehm leise.

Zähe Beschleunigung
Die Kombination aus 170-PS-Otto und Automatikgetriebe lässt den Status des Flavia nur wenig über den eines Cruisers hinauswachsen. Beim Losfahren kommt der Flavia nur zäh aus dem Drehzahlkeller und auch Zwischenspurts absolviert das Cabrio nicht besonders spritzig. 10,8 Sekunden braucht der Wagen auf Tempo 100, die Spitze ist bei 195 km/h erreicht. Während der Motor bei entspannter Gangart schön leise im Hintergrund bleibt, wird er beim Beschleunigen mit Vollgas laut und klingt hörbar angestrengt. Das treibt auch den Verbrauch in die Höhe: Lancia nennt einen Durchschnittswert von 9,4 Liter, wir haben bei straffer, aber nicht übertrieben ambitionierter Fahrweise 14 Liter am Bordcomputer abgelesen. Die Automatik wechselt bei normaler Fahrt ihre Stufen sanft, sie kann auch sequenziell am Hebel mit der Hand geschaltet werden, das ist aber eine Option, die man bei einem sanften Cabrio nicht unbedingt braucht.
Komfortabel gefedert
Federn und Dämpfer des Fahrwerks wurden eigens für europäische Verhältnisse straffer abgestimmt als beim Chrysler 200. Dank dieser Modifikationen ist der Flavia nicht so weich wie mancher Ami ausgelegt, aber dennoch komfortabel gefedert. Querrillen werden allerdings recht spürbar gemeldet und auch die Verwindungssteifigkeit ist nicht besonders gut. Die Lenkung ist ebenfalls für hiesige Verhältnisse abgestimmt, dürfte aber gern noch direkter sein.

Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Betrachtet man den Komplett-Preis und die gute Ausstattung, ist der Flavia ein super Angebot im Vergleich zur deutschen Konkurrenz in dieser Klasse. Ein Audi A5 Cabriolet 1.8 TFSI multitronic mit 170 PS kostet 40.950 Euro, der BMW 320i Cabriolet mit Automatik und 170 PS ist erst ab 43.390 Euro zu haben und ein 184 PS starker Mercedes E 200 BlueEfficiency 7G-Tronic gar erst ab 48.820 Euro.

Gesamtwertung
Der Flavia sei jenen empfohlen, die einen sanften Cruiser für warme Tage suchen. Man sitzt bequem, recht zugfrei auch bei höheren Geschwindigkeiten und selbst zwei Erwachsene im Fond können eine längere Strecke kommod reisen. Wer allerdings ein sportliches Cabrio sucht, wird mit dem Italo-Ami nicht glücklich: Trotz 2,4-Liter-Maschine und 170 PS wirkt der Wagen in Verbindung mit der Automatik etwas untermotorisiert. Wünschenswert wäre hier der V6, der im amerikanischen Zwilling Chrysler 200 angeboten wird. Die sehr gute Ausstattung und der vergleichsweise günstige Preis können die Kritikpunkte jedoch wieder aufwiegen.

Modell Lancia Flavia
Motor
Bauart Reihen- Ottomotor
Zylinder / Ventile 4 / 4
Antrieb Frontantrieb
Getriebe Automatik
Gänge 6
Hubraum 2.360 cm³
Leistung 125 kW bei 6.000 U/min
max. Drehmoment 220 Nm bei 4.500 U/min
Fahrwerk
Bremsen vorn Scheiben, innenbelüftet
Bremsen hinten Scheiben
Lenkung Zahnstange mit hydraulischer Unterstützung
Radaufhängung vorn McPherson Einzelradaufhängung, Federbeine mit hydraulischen Teleskopstoßdämpfern, Querstabilisator
Radaufhängung hinten Multilink- Einzelradaufhängung, hydraulische Teleskopstoßdämpfer, Schraubenfedern, Querstabilisator
Räder vorn 215/55 R18
Räder hinten 215/55 R18
Spurweite vorn 1.570 mm
Spurweite hinten 1.570 mm
Wendekreis 11,6 m
Maße
Länge 4.947 mm
Breite 1.843 mm
Höhe 1.479 mm
Radstand 2.770 mm
Leergewicht 1.856 kg
Kofferraumvolumen 377 l
Tank 64 l
Kraftstoffart Benzin
Messwerte
Höchstgeschwindigkeit 195 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) 10,8 s
Verbrauch gesamt 9,4 l/100 km
Verbrauch innerorts 13,6 l/100 km
Verbrauch außerorts 7,0 l/100 km
CO2-Emission 221 g/km
Schadstoffklasse Euro 5

Stand: Juli 2012


Modell Lancia Flavia
Grundpreis 36.900 €
Ausstattung
ABS Serie
Beifahrerairbag Serie
Fahrerairbag Serie
ASR Serie
Automatikgetriebe Serie
Navigationssystem Serie
CD-Radio Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. verst. Außenspiegel Serie
ESP Serie
Klimaautomatik Serie
Lederausstattung Serie
Leichtmetallfelgen Serie (18 Zoll)
Metalliclackierung Serie
MP3-Radio Serie
Nebelscheinwerfer Serie
Seitenairbag vorne Serie
Sitzhöheneinstellung Serie
Tempomat Serie
Zentralverriegelung Serie
elektrischer Verdeckantrieb mit Fernbedienung Serie
Multifunktions-Lederlenkrad Serie
Boston Acoustics Soundsystem mit 276 Watt, sechs Lautsprechern Serie
schlüsselloses Eintritts- und Startsystem Serie
Bluetooth-Freisprecheinrichtung Serie
Wärmeschutzverglasung und beheizbare Heckscheibe Serie

Stand: Juli 2012


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