Ob Chanel, Dior oder Yves Saint-Laurent: Schicke Mode ist seit jeher ein Markenzeichen Frankreichs. Auch in der geschmackvollen Einkleidung von Autos gibt es eine lange Tradition bei unseren Nachbarn westlich des Rheins. Kein Wunder also, dass das Wort "Coupé" aus der französischen Sprache stammt. Ursprünglich bezeichnete man mit dem Begriff eine spezielle Kutschenform, später galt sie für Automobile, bei denen der Chauffeur im Freien saß. Im Zusammenhang mit schnittigen Zweitürern taucht der Begriff bei Renault erstmals in den 1930er-Jahren auf. Seitdem hat die Marke mit dem Rhombus eine Vielzahl von bekannten und weniger bekannten Coupés auf den Markt gebracht. Wir zeigen Ihnen die schönsten Modelle zum Durchklicken. Viel Spaß!
Eher ein Fall für die gehobenen Schichten war das 1935 präsentierte Nervastella Coupé. Die opulente Gestaltung mit ausladenden Kotflügeln war im Stil der Zeit gehalten. Unter der langen Motorhaube arbeitete ein Reihenachtzylinder mit 5,4 Liter Hubraum.
Auch an die breite Masse dachte Renault und stellte bereits im Jahr 1934 ein "Einsteiger-Coupé" auf der Basis des Celtaquatre vor. Sein 1,5-Liter-Vierzylinder mobilisierte 30 PS, womit der kleine Zweitürer immerhin 100 km/h erreichte.
Welch ein Modellname: 1938 ging das Suprastella Coupé an den Start. Auch hier kam ein Reihenachtzylinder zum Einsatz. Die Karosserie mit den in die Kotflügel eingelassenen Scheinwerfern war ganz im Stil der Zeit gehalten und erinnerte an Modelle aus Amerika.
Renault blieb auch in der Folgezeit den bezahlbaren Zweisitzern treu und brachte 1938 das Juvaquatre Coupé auf den Markt. Kenner werden Ähnlichkeiten zum Opel Olympia jener Tage bemerken. In der Tat soll sich Firmenboss Louis Renault Inspirationen aus Rüsselsheim geholt haben. Die Juvaquatre Limousine bildete nach dem Krieg die Grundlage für den Wiederaufbau des Unternehmens und wurde bis 1955 produziert.
Etwas kleiner als die großen Achtzylinder-Coupés war das Renault Viva Grand Sport Coupé aus dem Jahr 1935. Als Antrieb fungierte ein Reihensechszylinder mit 4,1 Liter Hubraum. Interessant sind die damals noch üblichen "Selbstmördertüren", die nach vorne hin öffnen.
Die Damen der 1930er-Jahre waren mit den schicken Zweitürern von Renault stets schick angezogen. Die gut behütete Mademoiselle auf dem in Paris aufgenommenen Foto lehnt an einem Primaquatre Coupé aus dem Jahr 1936. Im Hintergrund ist das Palais de Chaillot zu sehen, welches für die Weltausstellung 1937 gebaut wurde. Heutzutage ist der Platz gegenüber dem Eiffelturm den meisten Besuchern als "Trocadero" bekannt.
Nach dem zweiten Weltkrieg standen Coupés bei Renault zunächst nicht an oberster Tagesordnung. Der Konzern wurde verstaatlicht und es liefen zunächst vorrangig praktische Limousinen vom Band. Erst im Jahr 1957 gab es grünes Licht für den Bau hübscher Coupés und Cabrios. In Europa hießen die schmucken Flitzer Floride, in den USA Caravelle. Im Oktober 1958 wurde die Floride offiziell vorgestellt, bis zum Serienstart im Juni 1959 sammelten sich bei Renault 8.000 Bestellungen.
Viel zeitgenössisches rotes Kunstleder und ein dünner Schalthebel kennzeichneten den Innenraum der Floride. Technische Basis für das Coupé und das Cabrio war die brave Dauphine-Limousine, der Radstand ist mit 2,27 Meter identisch, während die Floride um 21 Zentimeter in der Länge wuchs. Der im Heck angebrachte Motor leistete damals durchaus ansehnliche 36 PS. Immerhin: Der Bandtacho reichte bis Tempo 150, auch wenn realistisch nur 125 km/h möglich waren.
Den entscheidenden Anstoß zum Bau der Floride gaben die Renault-Händler in den USA. Sie waren überzeugt, dass sich ein kompakter und schicker Zweisitzer mit Kusshand an amerikanische Autofahrerinnen bringen lässt. So verwundert es auch nicht, dass die nach Coupé und Cabrio dritte Modellvariante mit abnehmbarem Hardtop auf den unfranzösisch klingenden Namen "Convertible" hörte.
Und ewig lockt das Weib: Die Filmlegende Brigitte Bardot macht die Floride, welche sie auch privat fuhr, in der ganzen Welt bekannt. Allein nach der US-Premiere der Caravelle beziehungsweise Floride im Jahr 1959 orderten 13.000 Amerikaner den schicken Renault. Auf diesem Foto erkennt man übrigens auch sehr gut die Kühlluftöffnungen in der Motorhaube. Nicht nur "BB" setzte auf die Floride, sogar der damalige sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow bekam bei seinem Frankreich-Besuch 1960 ein Fahrzeug geschenkt.
Namenstechnisch wurde es bei Renault ab Frühjahr 1962 etwas unübersichtlich. Doch der Reihe nach: Nach über 53.000 gebauten Floride ersetzte man das Cabrio durch die stärkere Floride S und überarbeitete das Coupé. Letzteres lief fortan auf allen Märkten unter der Bezeichnung Caravelle. Auffälligstes Merkmal war der Wegfall der seitlichen Lüftungskiemen, obwohl die Karosserieform weiterhin den Eindruck erweckte. An der grundlegenden Optik änderte sich kaum etwas, allerdings standen nun 46 PS im Heck bereit. Das reichte für eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h.
Eine Französin in Schweden: Auch innerhalb Europas fand die Caravelle viele Freunde. Ab 1963 gab es eine Vitaminspritze für den Motor: Aus 1.108 Kubikzentimeter holte das Aggregat 47 PS, genug für eine Spitze von 140 km/h. Zudem waren nun alle vier Vorwärtsgänge synchronisiert. Auf der Motorhaube verwies die Ziffer "1100" auf das stärkere Triebwerk.
Mit dem Modellnamen Caravelle schlug Renault die Brücke zu dem zweistrahligen Passagierjet mit der gleichen Bezeichnung. Das komplett in Frankreich entwickelte Flugzeug hob 1955 zu seinem Erstflug ab. So verwundert es auch nicht, dass die beiden ungleichen Schwestern zu Werbezwecken gerne gemeinsam abgelichtet wurden.
Nach einer erneuten Überarbeitung im Juni 1963 erhielt auch das Cabrio den Namen Caravelle. Das optionale Hardtop war dem Coupédach nachempfunden. Dennoch blieb die offene Caravelle ein 2+2-Sitzer, weil das Verdeck viel Platz in Anspruch nahm. Im Juli 1968 kam schließlich das Aus: Insgesamt wurden über 117.000 Floride und Caravelle aller Baumuster produziert.
Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre ging eine Welle neuer Coupés an den Start, die alle auf ein Rezept setzten: preiswerte Großserientechnik mit einer schicken Hülle darüber. Bekannte Beispiele sind der Opel Manta, der Ford Capri oder die Celica von Toyota. Das Konzept dieser Modelle animierte Renault zu einer Neuentwicklung, deren Ergebnisse auf dem Pariser Autosalon des Jahres 1971 bewundert werden konnten: die Zwillinge Renault 15 und 17. Der etwas einfachere 15 verfügte über eine schnörkellose Seitenpartie mit großen Fensterflächen.
Optisch ähnlich, aber doch anders kam der große Bruder des 15, der Renault 17, daher. Er besaß eine mächtige C-Säule, die von einer auffälligen Gitterfläche aufgelockert wurde. Besonders markant fiel die Frontpartie des 15 und 17 aus: Ein Stoßleistenband rahmte Kühlergrill und Scheinwerfer ein und erwies sich im kontaktfreudigen Pariser Stadtverkehr als nützlich. Auf dem Bild sieht man ein Fahrzeug nach dem Facelift von 1976, welches die Prallleisten etwas entschärfte. Das Motorenspektrum des Coupé-Pärchens reichte von 60 PS im Renault 15 bis zu 108 PS im Topmodell R 17 TS.
1979 gingen R 15 und R 17 nach ziemlich genau 300.000 Exemplaren in den Ruhestand. Zwei Drittel der Gesamtproduktion entfielen auf den R 15. In Italien wurde der R 17 übrigens unter der Bezeichnung R 117 verkauft, weil im Nachbarland Frankreichs die 17 als Unglückszahl gilt. Nach Deutschland kamen immerhin gut 30.000 Einheiten des schicken Doppels.
Anders als noch bei der Caravelle stand der Nachfolger für R 15 und R 17 schon in den Startlöchern. 1980 debütierte der Renault Fuego. Nach vielen Jahren bekam ein Fahrzeug der Marke wieder einen richtigen Namen. Das spanische Wort "Fuego" heißt auf deutsch Feuer. Der Zeitpunkt für die Premiere war gut gewählt: 1978 gewann Renault erstmals in Le Mans, der erste Formel-1-Sieg folgte 1979.
Mit seiner gläsernen Heckklappe lag der Renault Fuego voll im Trend: Auch die Konkurrenz wie der Porsche 924 oder der Mazda RX-7 setzte auf den durchsichtigen Deckel. Topmodern war auch der vollständige Verzicht auf Chrom, stattdessen betonte ein breites Kunststoffband auf Seitenfensterhöhe die windschnittige Form mit einem cW-Wert von 0,34. 1982 brachte Renault im Fuego sogar einen Turbodiesel, der aber Deutschland vorenthalten blieb. Im Jahr 1986 verschwand der Fuego von der Bühne, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen.
Erst 1995, mit Einführung der ersten Mégane-Generation, gab es wieder ein Coupé von Renault. Es firmierte in Deutschland bis 1998 unter dem Namen "Coach", später blieb es beim Begriff "Coupé". Auf seiner Basis entstand zwischen 1997 und 2003 ein Cabriolet bei Karmann in Osnabrück.
Floride und Caravelle in einem Auto: Das 2003 vorgestellte Mégane Coupé-Cabriolet war das weltweit erste Serienfahrzeug mit einem versenkbaren Panorama-Glasdach. Die Verwandlung vom Coupé zum Cabrio geschah per Knopfdruck in 22 Sekunden.
Im Oktober 2008 präsentierte Renault das neue Mégane Coupé mit eigenständiger, sportlicher Linienführung. Top-Motorisierung ist ein neu entwickelter Turbo-Benziner mit 180 PS - welch ein Unterschied zu den 36 PS der Floride!
Ebenfalls 2008 ließ Renault das besonders elegante Laguna Coupé vom Stapel. Vorausgegangen war eine schicke Studie auf der IAA in Frankfurt 2007. Glücklicherweise wurde an der Form kaum etwas geändert: Der 4,64 Meter lange Laguna Zweitürer ist gerade einmal 1,40 Meter hoch.
Von Weißwandreifen zu Xenonlicht: In den fünf Jahrzehnten, die zwischen dem Laguna Coupé und der Floride liegen, hat sich einiges getan. Welche Form schöner ist, sei dem Betrachter überlassen - allerdings reden wir hier von den Autos, nicht von den dazugehörigen Damen.
Fragil gegen stämmig, schmale Pneus gegen Breitreifen: Zwischen der Floride und dem Laguna Coupé scheinen Welten zu liegen. Dennoch eint sie ihre gemeinsame Markenherkunft. Wir sind jedenfalls schon gespannt, welche hübschen Coupés und Cabrios uns in den nächsten Jahrzehnten von Renault erwarten werden.