St. Martin, 10. Oktober 2003 In Deutschland ist die Oberklasse für ausländische Marken ein schwieriges Terrain. Den Kuchen teilen sich Audi, Mercedes und BMW nahezu absolut. Alle anderen Anbieter müssen sich mit Krümeln begnügen. Zu den Statisten der Oberklasse gehört auf dem deutschen Markt auch Peugeots Flaggschiff 607. Dabei bekommt man den stilvollen Luxusliner bereits ab 30.050 Euro stark motorisiert und mit umfangreicher Komfort- und Sicherheitsausstattung. Ein wirklich attraktives Angebot und eine elegante Alternative zu den etablierten Größen der Szene.
Für das Modelljahr 2004 wurde der 607 aufgewertet: Mit mehr Komfort, optimierter Ausstattung und einem neuen Sechsgang-Getriebe für den 133 PS starken 2.2 HDi, der zudem mit dem sauberen Rußpartikelfilter FAP ausgestattet wird, geht er ab Oktober 2003 in Deutschland an den Start. Wir waren mit dem neu geschnürten Luxuspaket bereits in Frankreich unterwegs und freuten uns über saubere Hände.
Der Butler in der Fernbedienung
Mit den sauberen Händen hat es folgendes auf sich: Zum neuen Modelljahr spendierte Peugeot dem 607 einen elektrischen Kofferraumdeckel. Ein Knopfdruck auf die Fernbedienung und das 481 Liter fassende Gepäckabteil steht zum Beladen bereit. Praktisch außerdem: Wer auf dem Supermarktparkplatz sein Fahrzeug sucht, braucht nur die Fernbedienung zu betätigen und nach dem weit geöffneten Kofferraum Ausschau halten. Ein Knopf an der Innenseite der Heckklappe muss gedrückt werden und der Deckel schließt sich wieder selbsttätig. Klappe zu, Hände sauber Cest ca!
Bluetooth macht unabhängiger
Eine ebenfalls saubere Lösung ist die Bluetooth-Schnittstelle für die 350 Euro teure Freisprecheinrichtung. Jetzt kann man im 607 einfach sein Bluetooth-fähiges Handy in der Tasche behalten. Schnurlos wird die Verbindung aufgebaut und die Freisprechanlage kann sofort genutzt werden. Umständliche Lösungen mit Verkabelung und Halterung fallen somit weg.
Luftkissen-Offensive
Das ohnehin schon hohe Sicherheitsniveau wurde nochmalig leicht aufgebessert. Zum Schutz der hinteren Passagiere gibt es beim 607 nun auch Fondairbags. Insgesamt bietet der Luxus-Löwe anno 2004 somit acht schützende Luftkissen.
Sechs Gänge für den HDi
Zunehmend mehr Hersteller bieten einige Motorisierungen mit Sechsgang-Getriebe an. Über den Sinn einer weiteren Gangstufe lässt sich diskutieren. Sechs Gänge bedeuten für den Fahrer mehr Schaltarbeit und außerdem kann an der aufwändigeren Technik mehr kaputtgehen. Dennoch gibt es positives über das neue Getriebe im 2.2 HDi zu vermelden.
Weniger Verbrauch, mehr Durchzug
Der 607 2.2 HDi ist mit dem neu abgestuften Getriebe sparsamer und spritziger zugleich. Auf langen Strecken soll sich der Verbrauch bei konstant 130 km/h aufgrund niedrigerer Drehzahlen um satte 0,45 Liter verringern. Insgesamt ist der Durchschnittsverbrauch gegenüber dem Fünfgang-Getriebe um 0,1 Liter auf 6,6 Liter pro 100 Kilometer gesunken. Kein sensationeller Wert, aber immerhin.
Darüber hinaus hat sich das Durchzugsverhalten leicht verbessert. Nach Aussage von Peugeot ist zumindest der Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h dank der kürzer übersetzten fünften Gangstufe nach 11,5 statt der bisherigen 11,8 Sekunden beendet.
Bloß keine Hektik
Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist außerdem ein niedrigeres Geräuschniveau infolge verringerter Drehzahlen. So ist die Motordrehzahl bei Tempo 170 mit knapp über 3.000 Umdrehungen noch sehr gering. Im sechsten Gang wird auch die Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h bei 3.800 Umdrehungen erreicht.
Dank des hohen Drehmoments des Turobdiesels von 314 Newtonmetern bei bereits 2.000 U/min ist der Diesel-607 zudem schaltfaul zu fahren. Zumindest auf Landstraße und Autobahn. Im Stadtverkehr wird man den sechsten Gang kaum nutzen. Bei 1.500 Umdrehungen fährt der 607 in der letzten Gangstufe 70 km/h schnell. Unterhalb von 1.500 Umdrehungen wird der Motor sehr brummig.
Trotz FAP nur Euro 3
Obwohl das Dieseltriebwerk mit dem sauberen PSA-Rußpartikelfilter FAP mit sich im Reinen ist, erreicht der 607 mit dem 2.2 HDi auch im Modelljahr 2004 nur die Schadstoffnorm Euro 3.
Ganz im Sinne großer Franzosen
Geblieben ist dem 607 auch sein weich ausgelegtes Fahrwerk. Wer auf die dynamisch-straffe Abstimmung eines BMW oder Audi steht, wird sich im etwas schwammig wirkenden Franzosen nicht ganz wohl fühlen. Aber dieses eher gemütliche Fahrverhalten harmoniert recht angenehm mit dem vornehmen Luxus und dem kultivierten Spardiesel.
Gesamtwertung
Fazit: Edle französische Oberklasse zusätzlich verfeinert
Der 607 bleibt eine attraktive Alternative zu den etablierten Platzhirschen der Oberklasse. Zum Modelljahr 2004 hat das Flaggschiff sogar einige Schmankerl mehr zu bieten. Helfen dürfte ihm das in Deutschland dennoch nicht. Hier werden die Kunden auch weiterhin Luxus Made in Germany kaufen. Schade eigentlich.
Doch aufgrund seiner Seltenheit bekommt man mit dem 607 ein individuelles Fahrzeug, das sich durch ein tolles Platzangebot, kultiviertem und sparsamen Dieselmotor sowie umfangreicher Komfort- und Sicherheitsausstattung auszeichnet.
Als neue Besonderheiten bietet er ab dem Modelljahr 2004 außerdem einen elektrischen Kofferraumdeckel, eine Bluetooth-Schnittstelle für die aufpreispflichtige Handy-Freisprechanlage, ein Sechsgang-Getriebe für den HDi und als erster Vertreter der Oberklasse einen Rußpartikelfilter. Und damit hat der 607 einiges mehr im Gepäck als bisher.
(mh)